Willkommen beim ITI Academy-Lernmodul „Auswahl der Sekundärteile für festsitzenden Zahnersatz“ von Julia Wittneben.
Ein Implantat-Sekundärteil oder Abutment ist eine Komponente, die einen Zahnersatz stützt bzw. für seine Retention sorgt. Die Auswahl des Implantat-Sekundärteils für den einzelnen Patienten ist daher ein wichtiger Bestandteil der implantatprothetischen Behandlungsphase. In diesem Modul werden die Funktion, die verschiedenen Typen und die unterschiedlichen Materialien von Implantat-Sekundärteilen sowie die Auswahl eines Sekundärteils auf der Grundlage eines prothetisch gesteuerten Prozesses diskutiert.
Nach Abschluss dieses ITI Academy-Moduls sollten Sie in der Lage sein, die Funktion eines Implantat-Sekundärteils zu definieren, verschiedene Arten von Sekundärteilen zu identifizieren, Materialien für Sekundärteile und deren jeweilige Indikationen aufzuführen sowie Sekundärteile nach der prothetischen Indikation und Planung auszuwählen.
Ein Implantat-Sekundärteil oder Abutment ist eine Komponente, die einen Zahnersatz stützt bzw. für seine Retention sorgt. Es stellt auch das Bindeglied zwischen Implantat und Prothetik dar, und soll als solches eine prothetische Plattform schaffen, die mit der eines für festsitzenden Zahnersatz präparierten Zahns vergleichbar ist.
Ähnlich wie bei einer solchen Zahnpräparation muss das Sekundärteil – unabhängig vom verwendeten Material – den Anforderungen der prothetischen Restauration sowie der jeweiligen klinischen Situation entsprechen. Dies belegen auch die gezeigten klinischen Aufnahmen. Links ist ein Titan-Sekundärteil als Ersatz für einen zweiten Prämolaren zu sehen. Die Bilder in der Mitte und rechts zeigen die gleiche Indikation: den Ersatz eines mittleren Schneidezahns. In einem Fall haben wir jedoch einen als Pfeiler präparierten Zahn und im anderen Fall ein von einem Implantat getragenes Zirkonoxid-Sekundärteil. Bei der Auswahl der Sekundärteile müssen die gleichen klinischen Faktoren berücksichtigt werden wie bei einer standardmäßigen Zahnpräparation: Retention, Festigkeit, Position und Zugang zum Präparationsrand, Ausrichtung relativ zu den Nachbarzähnen oder weiteren Sekundärteilen und ausreichend Freiraum für die erforderliche Materialstärke der geplanten prothetischen Versorgung. Diese ganzen klinischen Erwägungen finden daher ihren Ausdruck in einem breiten Angebot an Sekundärteilkonstruktionen.
Ein Sekundärteil stellt auch das Bindeglied zwischen Implantat und Prothetik dar. Überwiegend handelt es sich dabei um eine separate Komponente. Das hat den Vorteil, dass man flexibel dasjenige Sekundärteil auswählen kann, das am besten zu den spezifischen Anforderungen des Einzelfalls passt. Alle separaten Sekundärteile besitzen eine Schraubverbindung zum Implantat. Bei einigen Implantaten ist jedoch das Sekundärteil ein integraler Bestandteil des Implantats selbst. Das ist jedoch die Ausnahme, nicht zuletzt weil es die prothetische Flexibilität beschränkt. Dieses Lernmodul konzentriert sich auf Sekundärteile, die separate, vom Implantat getrennte Komponenten sind.
Funktion von Implantat-Sekundärteilen, Lernschwerpunkte: Sekundärteile stützen einen Zahnersatz bzw. sorgen für seine Retention. Sekundärteile stellen die Verbindung zwischen festsitzendem Zahnersatz und Implantat her. Sekundärteile müssen den prothetischen Anforderungen des Einzelfalls entsprechen. Wie diese Anforderung aussehen, ist abhängig von der individuellen Patientensituation, der Art der prothetischen Versorgung und der Art des Implantats.
Sekundärteile sind speziell für ihre jeweiligen prothetischen Aufgaben konzipiert. Dass es zwischen ihnen so viele konstruktive Unterschiede gibt, liegt daran, dass man flexible prothetische Lösungen für alle denkbaren prothetischen Situationen ermöglichen möchte. Die durchaus nennenswerten Unterschiede zwischen Sekundärteilen verschiedenen Typs werden durch die klinischen Anforderungen bestimmt. Unterschiede gibt es bei der Retentionsmethode, der Präzision der Verbindung zum Implantat, der Flexibilität der prothetischen Plattform sowie bei der Materialwahl und dem Herstellungsverfahren. Diese verschiedenen Typen sollen im Folgenden besprochen werden.
Implantat-Sekundärteile gibt es für zwei Retentionsmethoden: Ein implantatgetragener festsitzender Zahnersatz kann entweder zementiert oder verschraubt werden. Die Art der gewählten Retention entscheidet über die allgemeinen Retentionseigenschaften der prothetischen Plattform. Das Sekundärteil auf dem linken Bild ist für eine zementierte Einzelkrone bestimmt. Das Sekundärteil in der Mitte ist für verschraubten Zahnersatz ausgelegt. Der Pfeil auf dem mittleren Bild zeigt auf das Schraubengewinde im oberen Teil des Sekundärteils, während der Pfeil im Bild rechts auf die entsprechende Schraubenzugangsöffnung der Krone zeigt. Die Überlegungen und Hinweise zu den beiden unterschiedlichen Methoden der Retention mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen werden im ITI Academy-Lernmodul „Gestaltung von implantatgetragenem festsitzendem Zahnersatz“ detaillierter behandelt.
Sekundärteile unterscheiden sich hinsichtlich der Passgenauigkeit ihrer Verbindung zum Implantat. Dies ist ein grundlegender Aspekt der Konstruktion von Sekundärteilen, die man daher in rotationsgesicherte und nicht rotationsgesicherte unterteilt. Welche dieser beiden Möglichkeiten man wählt, hängt von der Art des darauf zu befestigenden festsitzenden Zahnersatzes ab. Rotationsgesicherte Sekundärteile sollen eine präzise Passung des Sekundärteils auf dem Implantat gewährleisten und eine Rotation verhindern. Das hier gezeigte provisorische Sekundärteil hat im Verbindungsbereich Abflachungen, die in die entsprechenden ebenfalls abgeflachten Seiten des Implantats eingreifen und so eine präzise Passung bewirken sowie Rotation verhindern. Rotationsgesicherte Sekundärteile sind für verschraubte oder zementierte Einzelkronen sowie für zementierte implantatgetragene Brücken indiziert. Eine weniger präzise Verbindung ohne Rotationssicherung ermöglicht das gleichzeitige Einsetzen mehrerer Sekundärteile, die mit einem verschraubten mehrgliedrigen Zahnersatz versorgt werden. Dieses Bild zeigt die konischen, nicht rotationsgesicherten Verbindungen unter einer verschraubten provisorischen Brücke auf vier Implantaten.
Sekundärteile unterscheiden sich in der Gestaltung ihrer prothetischen Plattform. Ziel ist es, für eine möglichst hohe prothetische Flexibilität zu sorgen, wie sie aus ästhetischen, funktionalen, biologischen und Platzgründen erforderlich ist. Wie hier zu sehen ist, braucht man diese Flexibilität beispielsweise zur Korrektur von Diskrepanzen zwischen Implantat- und Prothetikachse, zur räumlichen Kompensation für einen begrenzten oder auch erhöhten interokklusalen Freiraum oder für einen funktionellen Bissindex, um einen präzisen Sitz zur Verhinderung von Rotationsbewegungen bei Einzelkronen zu gewährleisten. Der Index manifestiert sich in Form der abgeflachten Seiten auf dem linken und rechten Bild.
Implantatkonstruktionen sehen entweder eine integrierte prothetische Plattform oder ein separates Sekundärteil vor. Das einteilige Implantat auf der linken Seite hat eine eingebaute Schulter, die Teil der prothetischen Plattform ist. Das Sekundärteil hat somit die gleiche Funktion wie eine Wurzelstiftkappe bei einer Zahnpräparation. Das zweiteilige Implantat auf der rechten Seite endet auf Knochenniveau, und die gesamte prothetische Plattform befindet sich auf dem Sekundärteil. Das Sekundärteil erfüllt somit die Funktion des präparierten Zahns. Die prothetische Flexibilität ist größer, wenn sich die gesamte prothetische Plattform auf dem Sekundärteil befindet.
Implantat-Sekundärteile werden aus verschiedenen Materialien hergestellt. Traditionell waren dies Titan oder Gold, aber dank des technischen Fortschritts im implantatprothetischen Bereich und der kontinuierlichen Verbesserung der Herstellungsprozesse können Sekundärteile inzwischen auch aus keramischen Materialien hergestellt werden. Titan wird als Material für Sekundärteile für alle prothetischen Indikationen verwendet. Die keramische Alternative kann ihre Vorteile in ästhetisch sensiblen Bereichen ausspielen, wo Titan besonders bei Patienten mit gewebeschwächerem (dünnerem) Schleimhaut-Phänotyp dunkle Verschattungen verursachen könnte. Die Materialien für Implantat-Sekundärteile werden im nächsten Abschnitt noch eingehender behandelt.
Sekundärteile können konfektioniert oder individuell hergestellt werden. Üblicherweise waren sie bisher vorgefertigt, aber es wächst allmählich der Bedarf an individuellen Sekundärteilen, die speziell auf individuelle prothetische Situationen zugeschnitten sind. Dies ist insbesondere in der ästhetischen Zone der Fall, wo die Auswahl des Sekundärteils das entscheidende Detail sein kann, das über das ästhetische Gesamtergebnis entscheidet. Vorgefertigte – konfektionierte – Sekundärteile werden im Folgenden als Standard-Sekundärteile bezeichnet. Sie sind in vordefinierten Konfigurationen erhältlich, die zahlreichen klinischen Situationen gerecht werden. Die Abbildung zeigt die Verwendung eines abgewinkelten Standard-Sekundärteils für eine zementierte Einzelkrone, wobei die Angulation eine Diskrepanz zwischen Implantat- und Kronenachse ausgleicht. Individuell gefertigte Sekundärteile werden individuell entworfen und hergestellt; sie kommen zum Einsatz, wenn spezifische Anforderungen vorliegen. Das Bild zeigt ein individuelles Sekundärteil aus Zirkonoxid für eine zementierte vollkeramische Einzelkrone. Hier sorgt das Sekundärteil für ein individuelles Austrittsprofil und eine individuelle Randhöhe für die zementierte Krone.
Standard-Sekundärteile werden aus verschiedenen Materialien gefertigt. Die Vorteile von Standard-Sekundärteilen sind die vereinfachte technische Herstellung und daraus resultierend die kürzere Produktionszeit. Dies wiederum reduziert die Kosten der implantatgetragenen Versorgung. Die Sekundärteile sind zwar vorgefertigt, doch gibt es sie in einer Vielzahl von Ausführungen. Mit abgewinkelten Standard-Sekundärteilen ist es beispielsweise möglich, Divergenzen zwischen Implantaten, die mehrgliedrigen Zahnersatz tragen, zu korrigieren. Darüber hinaus stehen sowohl Verschraubung als auch Zementierung als Retentionsart zur Verfügung.
Bei keramischen Sekundärteilen gibt es jedoch einige klinische Einschränkungen. Für diese muss das Implantat in eine prothetisch korrekte Position gebracht werden. Das ist besonders in koronoapikaler Richtung wichtig, wo Vorsicht geboten ist, wenn das Implantat zu weit apikal gesetzt wurde. Auch wenn Standard-Sekundärteile in unterschiedlichen Höhen erhältlich sind, können sie mit einer verschraubten Einzelkrone unter Umständen nicht genügend Halt für die keramische Verblendung bieten. Ebenso kann es bei einer zementierten Einzelkrone schwierig sein, den Zugang für die vollständige Zemententfernung am Rand eines Standard-Sekundärteils sicherzustellen, wenn dieses zu weit submukosal positioniert ist. Schließlich bieten einige Standard-Sekundärteile nur begrenzte Korrekturmöglichkeiten für Divergenzen.
Individuelle Sekundärteile geben dem Behandler die Freiheit, Position und Winkel der prothetischen Plattform an die Anforderungen des Einzelfalles anzupassen. So wird es beispielsweise möglich, das Austrittsprofil und die Lage des Randes der definitiven Versorgung individuell festzulegen. Außerdem kann man individuelle Sekundärteile bewusst so gestalten, dass die Verblendkeramik optimal gestützt wird, um das Risiko von Abplatzungen und Frakturen zu reduzieren. Individuelle Sekundärteile sind für verschraubten wie für zementierten Zahnersatz erhältlich.
Es gibt drei Methoden zur Herstellung von individuellen Sekundärteilen – das Wachsausschmelzverfahren, die CAD/CAM-Fertigung und die Kombination von individuellen mit konfektionierten Komponenten. Für Sekundärteile aus Gold, die im Wachsausschmelzverfahren hergestellt werden, liegt langjährige klinische Evidenz vor. Diese Art der Herstellung ist jedoch stärker technikabhängig und auch zeit- und kostenintensiver. Die CAD/CAM-Technologie spielt bei der Herstellung von Sekundärteilen eine immer größere Rolle. Sie bietet den Vorteil stabiler Ergebnisse von hoher Qualität, verursacht aber zusätzliche Kosten durch den Zeitaufwand für den digitalen Workflow. Bei der Kombinationslösung wird ein individueller Teil adhäsiv mit einem konfektionierten, standardisierten Sockel verbunden. Wenn der individuelle Teil aus Keramik und die Standardbasis aus Titan besteht, vereinen derartige Sekundärteile die Vorteile einer guten ästhetischen Wirkung in der Übergangszone mit einer festen Verbindung zum Implantat.
Durch CAD/CAM bietet sich zudem die Möglichkeit, ganz auf ein dediziertes Sekundärteil zu verzichten. Dies ist eine neuere Entwicklung, die bei mehrgliedrigen Versorgungen zum Einsatz kommt, bei denen eine Rotationssicherung (für eine erhöhte Präzision oder um Rotation zu verhindern) nicht erforderlich ist. Stattdessen wird die Verbindung direkt in die metallene Subkonstruktion eingefräst. Dieses Beispiel einer gefrästen Kobalt-Chrom-Subkonstruktion illustriert die direkte Verbindung zur prothetischen Plattform von Tissue-Level-Implantaten.
Zweiteilige Kombinationen mit einem individuellen Teil, das auf eine konfektionierte Basis geklebt wird, werden zunehmend häufiger eingesetzt. Die wissenschaftliche Dokumentation beschränkt sich bisher jedoch auf Fallserien und In-vitro-Studien. Sowohl verschraubte als auch zementierte Versorgungen sind hier möglich. Derartige Sekundärteile können für ein- und mehrgliedrige festsitzende Versorgungen als auch für in der Praxis hergestellte CAD/CAM-Kronen verwendet werden. Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen, die ein Spalt zwischen dem individuellen Teil und der konfektionierten Basis haben könnte, werden durch vorgefertigte Komponenten mit verschiedenen Höhen für die prothetische Plattform ausgeräumt.
Wichtige Arten von Sekundärteilen, Lernschwerpunkte: Sekundärteile sind speziell für ihre jeweiligen prothetischen Aufgaben konzipiert. Dass es zwischen ihnen so viele konstruktive Unterschiede gibt, liegt daran, dass man flexible prothetische Lösungen für alle denkbaren prothetischen Situationen ermöglichen möchte. Die erheblichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Sekundärteilen sind auf unterschiedliche klinische Anforderungen zurückzuführen, beispielsweise hinsichtlich der Retentionsmethode, der Präzision der Verbindung zum Implantat, der Flexibilität der prothetischen Plattform sowie der Wahl des Materials und des Herstellungsverfahrens.
Titan und Zirkoniumdioxid („Zirkonoxid“) sind die am häufigsten verwendeten Materialien für Implantat-Sekundärteile. Titan wird sowohl für Standard- als auch für individuelle Sekundärteile eingesetzt, auch bei CAD/CAM-Fertigung. Titan-Sekundärteile werden zudem für provisorischen Zahnersatz verwendet. Zirkonoxid wird für Standard- und individuelle CAD/CAM-Sekundärteile benutzt. Eine mögliche Alternative ist Gold, das für individuelle Sekundärteile im Wachsausschmelzverfahren verwendet wird. Polymethylmethacrylat (PMMA) und Polyetheretherketon (PEEK) werden für festsitzende implantatgetragene Provisorien eingesetzt.
Wie gerade gezeigt, werden Titan und Zirkonoxid für eine breitere Palette von klinischen Indikationen verwendet als die anderen Materialien. Auf diese beiden Materialien soll daher kurz vergleichend eingegangen werden. Titan ist das Material der Wahl, was seine Langlebigkeit und sein gut dokumentiertes Verhalten unter Funktionsbelastung betrifft. Es zeichnet sich durch hervorragende Biokompatibilität, große mechanische Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit aus und ist daher das Material der Wahl für Sekundärteile im Seitenzahnbereich; kann aber auch im Frontzahnbereich eingesetzt werden. Im Hinblick auf die Weichgewebeästhetik und das ästhetische Gesamtergebnis sind Sekundärteile aus Titan jedoch weniger überzeugend. Zirkonoxid ist ähnlich biokompatibel, hat aber keine so hohe mechanische Festigkeit wie Titan. Trotz dieser Einschränkung bieten Sekundärteile aus Zirkonoxid ästhetische Vorteile und gelten daher als Mittel der Wahl in der ästhetischen Zone. Als Behandler sollte man jedoch beachten, dass Frakturen bei Zirkonoxid-Sekundärteilen problematisch sein können, da es innerhalb der Implantatverbindung schwierig ist, das Zirkonoxid zu entfernen. Sollte sich zudem ein Zirkonoxid-Sekundärteil lösen und sich innerhalb des Implantats bewegen, kann diese Bewegung die Implantatverbindung beschädigen, da Zirkonoxid härter ist als Titan.
Die verschiedenen Materialien für Sekundärteile haben unterschiedliche klinische Indikationen. Titan wird für alle hier aufgeführten klinischen Indikationen eingesetzt und bietet somit ein Höchstmaß an klinischer Flexibilität. Zirkonoxid wird für vorgefertigte oder individuelle CAD/CAM-Sekundärteile für Einzelkronen, mehrgliedrige Brücken oder Totalrekonstruktionen verwendet. Gold wird für individuelle Sekundärteile für Einzelkronen, mehrgliedrige Brücken und Totalrekonstruktionen verwendet. PMMA und PEEK werden für festsitzende implantatgetragene Provisorien genutzt.
Klinische Studien und systematische Übersichtsarbeiten mit Beobachtungszeiträumen von bis zu 5 Jahren zeigen, dass Sekundärteile aus Keramik ähnlich hohe Überlebensraten und niedrige Komplikationsraten wie Sekundärteile aus Metall erreichen. Klinische Studien mit Beobachtungszeiten von bis zu 11 Jahren belegen hervorragende Langzeitergebnisse im Frontzahn- und Prämolarenbereich. Eine randomisierte klinische Studie mit einer Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren zeigte keine statistisch oder klinisch signifikanten Unterschiede zwischen der 5-Jahres-Überlebensrate und den technischen und biologischen Komplikationsraten von Sekundärteilen aus Zirkonoxid und Titan.
Beim histologischen Vergleich verschiedener Materialien für Sekundärteile demonstrierte eine In-vivo-Studie, dass es keine sichtbaren Unterschiede im Zustand der an Zirkonoxid und an Titan angrenzenden periimplantären Mukosa gibt. Eine weitere Studie zeigte, dass das Weichgewebe im Kontakt mit Zirkonoxid schneller ausheilt als im Kontakt mit Titan. In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde die Evidenz für Sekundärteile aus Zirkonoxid in histologischen Studien an Tieren und Menschen untersucht. Man kam zu dem Schluss, dass Zirkonoxid für Sekundärteile ein ebenso geeignetes Material ist wie Titan. Bei Zirkonoxid scheint zudem die Affinität für die Ablagerung von bakteriellem Plaque auf der Oberfläche im Frühstadium geringer zu sein, was von Vorteil ist. In einer histologischen Studie an Hunden von Welander et al. wurden stabile Weichgewebedimensionen um Zirkonoxid und Titan beobachtet, während im Gegensatz dazu eine apikale Verlagerung des Barrierenepithels und des marginalen Knochens um die Goldlegierung konstatiert wurde.
Materialien für Implantat-Sekundärteile, Lernschwerpunkte: Für Implantat-Sekundärteile stehen verschiedene Materialien zur Verfügung. Titan ist aufgrund seiner hervorragenden Biokompatibilität, großen mechanischen Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit das universelle Material der Wahl. Zirkonoxid bietet ebenfalls eine hervorragende Biokompatibilität mit zusätzlichen ästhetischen Vorteilen. Vorsicht ist geboten bei der klinischen Verwendung von Sekundärteilen aus Keramik im Molarenbereich, da deren Verhalten dort nicht ausreichend erforscht ist.
Sekundärteile haben je nach Konstruktion, Typ und Material unterschiedliche klinische Indikationen. Aus dieser Sicht kann die Vielzahl der angebotenen Produkte verwirren und eine Auswahl erschweren. Es erscheint daher einfacher und auch logischer, die Auswahl auf der Grundlage der prothetischen Indikation und der vorherrschenden klinischen Situation zu treffen. Die folgenden Empfehlungen zur Auswahl von Sekundärteilen beziehen sich infolgedessen auf prothetisch orientierte Kriterien.
Der hier dargestellte prothetisch gesteuerte Prozess zur Auswahl von Implantat-Sekundärteilen kann für die bereits vor der Implantatinsertion stattfindende prothetische Planung eingesetzt werden. Der erste Schritt besteht darin, die Art der prothetischen Versorgung zu definieren. Für Einzelkronen, Brücken und Totalversorgungen sind dabei jeweils unterschiedliche Überlegungen anzustellen. Im zweiten Schritt muss man sich für die die Retentionsmethode – zementiert oder verschraubt – entscheiden. Eine Zementierung kann den Behandlungsablauf vereinfachen und ergibt problemloser einen passiven Sitz, während verschraubte Versorgungen bei Bedarf wieder entfernt werden können. Im dritten Schritt wird die Art der Implantatverbindung gewählt. Einzelkronen benötigen eine Rotationssicherung. Bei mehrgliedrigen und einteiligen totalen Versorgungen hängt die Entscheidung, ob eine Rotationssicherung erforderlich ist, von der Retentionsmethode ab. Bei zementierten Versorgungen wird eine Rotationssicherung benötigt, wenn die Sekundärteile als separate Komponenten ausgeführt sind. Verschraubter Zahnersatz benötigt keine Rotationssicherung. Im vierten Schritt wird überprüft, wie hoch die erforderliche Flexibilität der prothetischen Plattform ist und ob man sie mit konfektionierten Standardkomponenten erreichen kann oder auf individuelle Sekundärteile zurückgreifen muss. Der fünfte und letzte Schritt ist die Wahl des Materials für das Sekundärteil. Dies erfordert eine Entscheidung basierend auf klinischen Faktoren wie ästhetischen und funktionellen Anforderungen in Abhängigkeit von Versorgungstyp, Position und mechanischer Beanspruchung. Die Wahl des Sekundärteils sollte nach der Implantatinsertion noch einmal überprüft werden.
Hier kommt ein Beispiel für den Ablauf des Entscheidungsprozesses bei der Auswahl eines Sekundärteils für eine Einzelkrone im Seitenzahnbereich. Da beim Patienten Bruxismus vorliegt, wird eine verschraubte Versorgung gewählt, damit die Krone im Fall von Abplatzungen leicht wieder herausgenommen werden kann. Da es sich um eine Einzelkrone handelt, ist auch im Interesse der Passgenauigkeit eine Rotationssicherung indiziert. Eine besondere Flexibilität der prothetischen Plattform ist nicht erforderlich. Dies ist ein einteiliges Tissue-Level-Implantat mit eingebauter Schulter ohne Korrektur der Achsenneigung. Es wird ein konfektioniertes Standard-Sekundärteil ausgewählt. Man entscheidet sich für Titan als Material, da es keine ästhetischen Bedenken gibt und für eine Restauration im Seitenzahnbereich bei bekanntem Bruxismus eine hohe Widerstandsfähigkeit erforderlich ist.
Hier kommt ein Beispiel für den Ablauf des Entscheidungsprozesses bei der Auswahl eines Sekundärteils für zwei Frontzahnimplantate, die mit separaten Einzelkronen versorgt werden sollen. Damit es keine Probleme mit Zementüberschüssen gibt, sollen die Kronen verschraubt werden. Im Interesse der Passgenauigkeit ist für separate Einzelkronen eine Rotationssicherung indiziert. Die Flexibilität der prothetischen Plattform ist hier von hoher Bedeutung, damit das entwickelte Austrittsprofil genutzt und ein Kronenrand mit individuell eingestellter Höhe geschaffen werden kann. Dies erfordert ein individuelles Sekundärteil. Als Material für das Sekundärteil wird Zirkonoxid gewählt, um die Ästhetik angesichts des mittleren parodontalen Phänotyps und einer hohen Lippenlinie zu verbessern.
Auswahl des richtigen Sekundärteils, Lernschwerpunkte: Die Auswahl des Sekundärteils nach Maßgabe der prothetischen Indikation ist die einfachste und logischste Vorgehensweise. Sie wird durch einen systematischen Prozess auf Basis einer prothetisch gesteuerten Planung erleichtert.
Modul „Auswahl der Sekundärteile für festsitzenden Zahnersatz“, Zusammenfassung: Sekundärteile stellen die Verbindung zwischen festsitzendem Zahnersatz und Implantat her. Dass es zwischen ihnen so viele konstruktive Unterschiede gibt, liegt daran, dass man flexible prothetische Lösungen für alle denkbaren prothetischen Situationen ermöglichen möchte. Standard-Sekundärteile vereinfachen den technischen Ablauf und sparen Zeit. Individuelle Sekundärteile sind besonders geeignet, die prothetische Flexibilität zu maximieren. Zirkonoxid ist als Material für Sekundärteile in der ästhetischen Zone ebenso geeignet wie Titan; im Seitenzahnbereich ist jedoch Vorsicht anzuraten. Im Seitenzahnbereich sind Sekundärteile aus Titan oder Gold indiziert. Die Wahl des richtigen Sekundärteils wird durch ein systematisches Auswahlverfahren erleichtert, das auf einer prothetisch gesteuerten Planung basiert.