Willkommen beim ITI Academy-Lernmodul „Diagnostische periimplantäre Verlaufskontrolle“ von Thomas Oates.

Implantatgetragener Zahnersatz ist von enormem Nutzen für den Patienten. Um den langfristigen Erfolg der Implantattherapie zu sichern, muss man das komplexe biologische Umfeld der gesetzten Implantate verstehen lernen. Implantate sind biomedizinische Produkte, die unter den Anforderungen der physiologischen Funktion in einem Umfeld existieren müssen, das durch biologische Wechselwirkungen zwischen mikrobiellem Biofilm und Immunantwort geprägt ist. Die gesunde Erhaltung des periimplantären Gewebes ist daher entscheidend für das langfristige Überleben, den Erfolg und den Nutzen der Implantattherapie.

Nach Abschluss dieses ITI Academy-Moduls sollten Sie in der Lage sein, die anatomischen Eigenschaften des gesunden periimplantären Weichgewebes zu erkennen, zu beschreiben, wie sich mikrobielle Biofilme auf Implantaten bilden und zu Entzündungen des periimplantären Weichgewebes und des Stützknochens führen, die Auswirkungen von Entzündungen auf das periimplantäre Weichgewebe und den Stützknochen zu identifizieren und die klinischen Parameter aufzulisten, die zur Verlaufskontrolle der periimplantären Gewebe und des Stützknochens erforderlich sind.

Das periimplantäre Weichgewebe umfasst das Epithel und das stützende Bindegewebe, wie hier histologisch dargestellt. Zusammen bilden diese Gewebe eine strukturelle und funktionelle Einheit, die Kontakt mit der Implantatoberfläche hat. Sie sorgen für die Abdichtung des darunter liegenden Knochens mit dem Implantat gegen das Biotop der Mundhöhle. Der Fachterminus für diese Gewebe ist die biologische Breite. Eine biologische Breite ist immer vorhanden, aber ihre Ausdehnung kann – über bestimmte Mindestwerte hinaus – variieren. Es ist immer etwas Bindegewebe vorhanden, das den Knochen vom Epithel trennt. Die biologische Breite wird in ihrer Ausdehnung sowohl durch die anatomische Position des Implantats als auch durch die Implantatkonstruktion beeinflusst. Dabei können wir nicht davon ausgehen, dass in einem gesunden Umfeld dieses Gewebe eine ganz bestimmte Ausdehnung hat oder haben müsste.

Das periimplantäre Weichgewebe bzw. die Schleimhaut bildet einen Sulkus aus, ähnlich dem um die Zähne herum. Die Schnittstelle des Weichgewebes zum Implantat hat eine Epithel- und eine Bindegewebekomponente. Das orale Epithel innerhalb der Schnittstelle Sulkus-Implantat-Weichgewebe umfasst auch das Sulkusepithel. Es kleidet den Sulkus aus und steht direkt mit der Mundhöhle in Verbindung. Das sieht man sehr gut auf diesem Bild, auf dem die Implantatkrone entfernt wurde. Der andere Teil des oralen Epithels ist das Saumepithel, das durch ein spezifisches hemidesmosomales Attachment apikal des intrasulkulären Epithels direkt an der Implantatoberfläche anhaftet. Das Saumepithel entstammt den Epithelzellen und reicht bis zum Bindegewebe.

Der Bindegewebeanteil der biologischen Breite erzeugt einen biologisch definierten Abstand zwischen Epithel und Knochen entlang der Implantatoberfläche. Das Bindegewebe oberhalb des Knochens passt sich mit dichten Streifen parallel zur Implantatoberfläche verlaufender Kollagenfasern an das Implantat an. Im gesunden Zustand funktioniert dieses Gewebe sehr ähnlich wie das Gewebe um natürliche Zähne herum. Bei Entzündungen jedoch kann eine Sonde – anders als um Zähne – leicht in das Bindegewebe eindringen.

Im gesunden Zustand wird das klinische Erscheinungsbild des periimplantären Weichgewebes durch die Art des vorhandenen Epithels beeinflusst. Das Epithel kann keratinisiert oder nicht keratinisiert sein. Keratinisierte Schleimhaut ist beteiligt am Kaufvorgang und hat ein weniger stark vaskularisierten („rotes“) Aussehen. Es wird durch dichtes kollagenreiches Bindegewebe mit fester Bindung an das Periost unterstützt, was es bei Manipulationen weniger beweglich macht. Nicht keratinisierte (alveoläre) Schleimhaut kann stärker vaskularisiert erscheinen. Sie enthält mehr elastische Fasern und weniger Kollagenfasern, was ihre Befestigung am Periost instabiler macht. Dies führt zu mehr Mobilität bei Manipulationen. Im gesunden Zustand beeinflusst das darunter liegende Bindegewebe das klinische Erscheinungsbild des periimplantären Gewebes. Das Bindegewebe bestimmt aufgrund von biologischen Wechselwirkungen über Vorhandensein oder Fehlen einer Keratinisierung des Epithels. Dies bedeutet, dass man mit chirurgischen Eingriffen Bereiche von keratinisiertem Gewebe gezielt entwickeln kann.

Mehrere Studien haben den Nutzen von keratinisiertem periimplantärem Weichgewebe untersucht – mit gemischten Ergebnissen. Das Urteil über die wahre Bedeutung der keratinisierten Mukosa steht also noch aus. Keratinisiertes Gewebe mag zwar nicht absolut, im Einzelfall jedoch durchaus Vorteile bieten, die ein chirurgischen Eingriff zur Entwicklung von keratinisiertem Gewebe an geplanten Implantationsstellen rechtfertigen. Die meisten Studien, die einen Vorteil belegen, haben ein Minimum von 2 mm apikokoronaler Breite als ausreichend angesehen. Nach aktuellen Überlegungen besteht der Vorteil von keratinisiertem Gewebe darin, dass es die Mundhygiene rund um das Implantat erleichtert, was wiederum die Anfälligkeit für Entzündungen, Weichgeweberezessionen und krestalen Knochenabbau verringert. Obwohl aus der Literatur nicht klar zu ersehen ist, ob keratinisiertes Epithel für gesundes und stabiles Gewebe tatsächlich erforderlich ist, können Implantate ohne keratinisiertes Gewebe Probleme mit sich bringen.

Man darf nicht vergessen, dass die Konstruktionsmerkmale des Implantatsystems die Ausdehnung und Position des periimplantären Gewebes beeinflussen Canon. Der Körper behält eine biologische Dimension des Epithels und des Bindegewebes bei, die die Mundhöhle vom Knochengewebe trennt, eben die biologische Breite. Wie hier gezeigt, kann ein Sekundärteil, das auf Höhe des Knochenkamms an das Implantat angeschlossen wird, eine Remodellation des krestalen Knochens und Veränderungen des Bindegewebes bewirken, da das Epithel apikal zur Implantat-Sekundärteil-Schnittstelle wandert. Einer der Vorteile des Platform Switching ist der, dass es diese Migration der biologischen Breite nach apikalwärts weniger wahrscheinlich macht.

Diese Röntgenaufnahme zeigt Kolnturveränderungen des Knochengewebes, die die biologische Breite apikal zur Implantat-Sekundärteil-Schnittstelle wiederherstellen. Man kann sich leicht ein Saumepithel vorstellen, das sich mehrere Millimeter apikal des Alveolarkamms entlang der Nachbarzähne erstreckt, eine Veränderung, die zu gesunden Dimensionsverhältnissen an dieser Stelle führen würde. Lage und Entfernung der Epithel- und Bindegewebekomponenten entlang der Implantatoberfläche kann unterschiedlich sein. Für die Sulkustiefe, die Länge des Saumepithels, die Lage des Knochenkamms und die Breite und das Volumen des dazwischenliegenden Bindegewebes gibt es also auch unter gesunden Verhältnissen eine erhebliche Bandbreite. Daher können Abweichungen der klinischen Dimension des periimplantären Weichgewebes eher Unterschiede in der Konstruktion des Implantats und Position relativ zum Knochengewebe widerspiegeln und haben nicht notwendigerweise Krankheitswert. Dies ist bei der Beurteilung von periimplantären Geweben, insbesondere bei der Messung der Sondierungstiefe, zu beachten.

Anatomische Merkmale des periimplantären Gewebes, Lernschwerpunkte: Die Gewebe, die die biologische Breite bilden, sind das Epithel und das Bindegewebe. Sie dichten das Knochengewebe mit dem Implantat gegen die Mundhöhle ab. Die Gewebe, die die biologische Breite bilden, passen sich der Oberfläche von Implantat und prothetischen Aufbau an. Die Keratinisierung des Epithels bestimmt das klinische Erscheinungsbild des Weichgewebes: nicht keratinisiertes Epithelgewebe ist stärker vaskularisierten und mobiler. Die Art des Bindegewebes, das das Epithel stützt, bestimmt die Keratinisierung. Dies bedeutet, dass man mit chirurgischen Eingriffen die Bildung von keratinisiertem Gewebe an der Implantationsstelle fördern kann. Wenn auch noch nicht abschließend nachgewiesen, scheint es doch, dass keratinisiertes Weichgewebe für die Gesundheit des periimplantären Gewebes von Nutzen sein kann. Konstruktion und Position des Implantats können die Eigenschaften des Weichgewebes, z. B. die Sondierungstiefe, beeinflussen. Es gibt also keine absolute Sondierungstiefe, ab der das Gewebe als erkrankt gelten kann.

Das Implantat befindet sich in einer komplexen und dynamischen mikrobiologischen Umgebung, der Mundhöhle. Der bakterielle Biofilm, der sich auf exponierten Flächen in der Mundhöhle bildet, wird als Plaque oder Zahnbelag bezeichnet. Der Biofilm selbst ist eine komplexe mikrobiologische Welt aus Bakterienzellen, Zellprodukten und extrazellulärer Matrix. Der Biofilm stellt ein dynamisches Ökosystem dar, das sich im Laufe der Zeit durch Wechselwirkungen zwischen der oralen Umgebung, den Bakterien und dem Wirt entwickelt.

Biofilm bildet sich, reift und entwickelt sich auf allen freiliegenden Implantatoberflächen, auf denen er nicht gestört wird. Bestimmte Eigenschaften der Implantatkonstruktion können zur Ausbildung von Biofilm beitragen, zum Beispiel die Verbindungen zwischen Implantat und Sekundärteil und zwischen Implantat und Zahnersatz. Außerdem kann die Oberflächenrauigkeit des Implantats den Biofilm in Menge und Zusammensetzung beeinflussen, wobei rauere Oberflächen größere Mengen an Biofilm zulassen als glatte Oberflächen. Interessanterweise können auch die im Rahmen des technischen Fortschritts veränderte Chemie der Implantatoberflächen Einfluss auf die Biofilmbildung haben. Hierüber weiß man jedoch bisher noch nicht genug.

Auf Implantaten bildet sich Biofilm in mehreren Schritten. Zunächst verbinden sich Bakterien mit Speichelproteinen auf Implantatoberflächen mit Kontakt zu Mundhöhle. Die Anzahl der Bakterien nimmt mit der Zeit zu. Mit zunehmender Reife des Biofilms verändern sich die Zusammensetzung der Bakterienpopulation allmählich, wobei zunehmend pathogene Bakterien im Vordergrund stehen. Diese Bakterien können eine Entzündungsreaktion provozieren (siehe die Pfeile auf dem Foto). Es überrascht nicht, dass viele dieser Pathogene identisch sind mit denen, die Parodontitis verursachen.

Der bakterielle Biofilm kann das periimplantäre Gewebe auf zwei Arten direkt beeinflussen. Als erstes setzen Mikroorganismen diverse Substanzen – meist Endotoxine oder Lipopolysaccharide – frei, die eine Entzündungsreaktion des Wirts provozieren, die klinisch erkennbare Veränderungen bewirkt. Als zweites beginnen bakterielle Proteinasen, also Proteine, die im Gewebe freigesetzt werden, damit Bestandteile des Bindegewebes direkt abzubauen. Zusammen bewirken diese Substanzen eine entzündliche Gewebereaktion unter Abbau der Kollagenfasern des Bindegewebes. Im Lauf der Zeit kann sich diese Abbaureaktion in Richtung Knochen ausbreiten, was letztendlich zu einem Knochensubstanzverlust um das Implantat herum führen kann. Da der bakterielle Biofilm das implantattragende Gewebe schädigen, muss man die Biofilmbildung im Auge behalten, um den Erfolg der Implantattherapie langfristig sichern zu können. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Mundhygiene und periimplantärem Knochenabbau. Da das Reifen des Biofilms zu einer Entzündung des Weichgewebes führt, ist der Zustand der periimplantären Weichgewebe ein wichtiger Indikator für die Mundhygiene des Patienten.

Periimplantärer Biofilm, Lernschwerpunkte: Auf Implantatoberflächen gebildeter Biofilm oder Plaque stellt ein komplexes mikrobielles Ökosystem dar. Konstruktion und Oberflächeneigenschaften des Implantats beeinflussen die Bildung des Biofilms. Die Reifung des Biofilms führt zu immer mehr pathogenen Organismen. Bakterielle Substanzen provozieren eine Entzündungsreaktion und den Abbau des Gewebes. Die Biofilmbildung und ihre klinische Beurteilung sind entscheidend für die periimplantäre Verlaufskontrolle, da eine mangelhafte Mundhygiene zu Entzündungen und möglicherweise zu Knochenschwund führt.

Die Entzündungsreaktion beeinflusst periimplantäre Weichgewebe in mehrfacher Hinsicht, was durch eine klinische Untersuchung nachgewiesen werden kann. Das Verständnis dieser biologischen Effekte ist entscheidend für die korrekte Interpretation der Untersuchungsergebnisse. Die Entzündungsreaktion ist auf die Abwehr von Bakterienangriffen ausgerichtet, doch kann sie auch ungünstige Auswirkungen auf das Gewebe selbst haben. Die entzündliche Gewebereaktion führt zu erhöhter Durchblutung, erhöhter Porosität der Kapillargefäße, zellulärer Infiltration und zum Abbau von Strukturproteinen im Bindegewebe und Stützknochen. All diese Veränderungen offenbaren sich bei der klinischen Untersuchung.

Die Wirtsreaktion oder Entzündung beruht zunächst auf einer Infiltration des Sulkusbereichs durch weiße Blutkörperchen wie polymorphkernigen Leukozyten, um dort die Infektion zu bekämpfen. Die zelluläre Infiltration stellt einen wichtigen Teil der Immunabwehr gegen eindringende Mikroorganismen dar; ist die Reaktion aber zu stark, kann sie zu Eiterungen beitragen. Entzündungszellen, die in das Gewebe einwandern, setzen Enzyme frei, die strukturelle Bestandteile des Weichgewebes abbauen. Der Abbau der Kollagenkomponente kann zu einer Reduktion des fibrotischen Gewebes führen, sodass eine Sondenspitze bis zum Knochenkamm vordringen kann und erhöhte Sondierungstiefen gemessen werden. Durch die Freisetzung von Entzündungsmediatoren kommt es auch zu einer Störung der epithelialen Integrität des Sulkus. Dies manifestiert sich als Blutung auf Sondierung. Diese Blutungsreaktion wird ebenso wie die klinischen Anzeichen von Geweberötungen und Ödemen auch durch die Vasodilatation und extrazelluläre Infiltration im Zusammenhang mit Entzündungen beeinflusst. Im schlimmsten Fall kann sich diese Entzündungsreaktion apikal zum Stützknochen hin ausdehnen, was dann zum Verlust der Knochenstützung für das Implantat führt.

Auswirkungen von periimplantären Entzündungen, Lernschwerpunkte: Das Erkennen der klinischen Anzeichen von Entzündungen und Infektionen ist entscheidend für die periimplantäre Verlaufskontrolle. Zu den Gewebeveränderungen, die mit der Entzündungsreaktion einhergehen, gehört eine erhöhte Vaskularisierung, die sich als Rötung sowie als Ödem oder Schwellung manifestiert. Eine erhöhte Sondierungstiefe zeigt Zerstörungen des Bindegewebes an, die einen Knochenabbau mit sich bringen können – aber nicht müssen. Blutungen auf Sondierung hängen mit Entzündungen zusammen und können auf eine schlechte Mundhygiene hindeuten. Radiologische Zeichen eines Knochenabbaus müssen in Zusammenhang mit klinischen Befunden beurteilt werden.

Die Untersuchung des periimplantären Weichgewebes kann die Erhebung der folgenden Informationen umfassen: Klinische Zeichen einer Entzündung und Infektion wie Rötung, Schwellung, Eiterung und Schmerzen sollten untersucht werden. Darüber hinaus sollte die Untersuchung auch die Mundhygiene mit Plaque- bzw. Biofilmbildung, Blutung bei Sondierung, periimplantäre Sondierungstiefe und radiologische Anzeichen für Knochenabbau umfassen. Zeitpunkt und Häufigkeit der Röntgenuntersuchungen müssen auf der Grundlage von Verdachtsbefunden anhand von Veränderungen, die sich bei der klinischen Untersuchung zeigen, festgelegt werden. Diese Untersuchungen sollten in Verbindung mit den zuvor erwähnten klinischen Untersuchungen sollten durchgeführt werden, um den Gewebezustand umfassend beurteilen und einen möglichen Knochenabbau erkennen zu können.

Um die Veränderungen am Implantat einschätzen zu können, ist es wichtig, nach dem Eingliedern von implantatgetragenen Zahnersatz einen neuen Ausgangsbefund zu erheben. Dies gibt einen Bezugsrahmen vor, der erkennen hilft, welche Veränderungen das Ergebnis der Erstbehandlung sind und nicht dasjenige einer sich später entwickelnden entzündlichen Erkrankung. Sondierungstiefen und die Lage der Weichgeweberänder sind zwei weitere wichtige Aspekte. Mit einem nach Eingliederung der implantatgetragenem Versorgung aufgenommenen Röntgenbild kann man unterscheiden zwischen den Ergebnissen des normalen Knochenumbaus und eines eventuellen Knochenabbaus aufgrund von pathologischen Prozessen.

Zur Beurteilung der Mundhygiene und der Präsenz von Biofilm bzw. Plaque gibt es mehrere Ansätze. Die Untersuchung erfolgt in der Regel durch leichtes Durchziehen der Sondenspitze im Sulkusbereich der Implantatoberfläche. Plaque kann einfach als an einer bestimmten Implantatfläche vorhanden oder nicht vorhanden dokumentiert werden. Plaque auf dem Implantat kann aber auch anhand einer relativen Skala quantitativ erfasst werden. Ein Wert von 0 bedeutet, dass keine Plaque gefunden wurde. Ein Wert von 1 bedeutet, dass Plaque nur mit einer Sonde entlang der Oberfläche nachgewiesen werden kann. Wenn Plaque bei einer direkten Sichtkontrolle erkennbar ist, bedeutet dies einen Wert von 2. Ein Wert von 3 bedeutet, dass sehr viel weiche Masse vorhanden ist.

Neben der direkten Sichtkontrolle der Farbe und Konsistenz des Gewebes kann man anhand der Blutung auf Sondierung zusätzliche Aussagen über den Grad der Entzündung entlang des Weichgewebes am Implantatrand machen. Dies geschieht in der Regel durch eine visuelle Beurteilung der Blutungsreaktion nach einer leichten Sondierung oder durch ein leichtes Durchziehen der Sondenspitze durch das Innere des Sulkus. Blutung auf Sondierung kann einfach als vorhanden oder nicht vorhanden registriert werden. Das Auftreten von Blutungen deutet auf eine Entzündung des Gewebes hin, während ihr Fehlen als Indikator für gesundes Gewebe gelten kann. Blutung auf Sondierung kann auch anhand eines relativen Scores hinsichtlich des Ausmaßes der Entzündung quantitativ bestimmt werden, wie hier gezeigt. Der Score liefert detaillierte Angaben zur periimplantären Entzündung. Ein Wert von 0 bedeutet, dass beim Durchziehen der Sondenspitze durch das Innere des Sulkus keine Blutung erkennbar ist. Wenn vereinzelte Blutungen sichtbar werden, ergibt dies einen Wert von 1. Wenn sich entlang des Sulkus eine konfluierende Blutlinie bildet, ergibt dies einen Wert von 2. Starke oder sehr starke Blutungen ergeben einen Wert von 3.

Die Interpretation der periimplantären Sondierungstiefe kann im periimplantäres Gewebe eine komplexere Aufgabe sein als im parodontalen Gewebe. Zu den Faktoren, die die periimplantären Sondierungstiefen beeinflussen, gehört unter Umständen auch die Implantatposition. Zum Beispiel hat eine zu weit labiale Positionierung dieses Implantats zum Verlust von Gewebe an der fazialen Seite beigetragen. Andere Einflussfaktoren sind die postoperative Heilung und die Gewebestärke. Jeder Patient hat eine eigene natürliche Gewebestärke, die von Person zu Person und von Standort zu Standort variieren kann. Die Konstruktion des Implantats und seiner prothetischen Versorgung kann die Position des Weichgeweberands relativ zur Sondierungstiefe beeinflussen. Bei Entzündungen der Weichgewebe können Veränderungen der Sondierungstiefe auftreten; hier kann die Sondenspitze sehr weit in das Bindegewebe hinein und dann hindurch geführt werden und nähert sich dem Knochenkamm. Eine solche erhöhte Sondierungstiefe kann auf eine Entzündung des Weichgewebes, einen Knochenabbau oder beides hinweisen. Eventuelle Weichgeweberezessionen können darüber hinwegtäuschen, dass eine erhöhte Sondierungstiefe bzw. ein Knochenabbau vorliegt. Daher ist es wichtig, die Sondierungstiefen bzw. die Position des Weichgewebesaums von einem standardisierten Ausgangspunkt am Implantat oder Zahnersatz zu bestimmen. So wird es möglich, Veränderungen der Sondierungstiefe – bis ins Bindegewebe oder noch weiter – zu dokumentieren, wobei letzteres auf einen Knochenabbau hindeutet.

Im gesunden Gewebe sollte die Spitze der Parodontalsonde in einer Position halten, die dem epithelialen Attachment an der Implantatoberfläche entspricht. Der Absolutwert der gemessenen Tiefe ist an sich noch kein Hinweis auf ein pathologisches Geschehen. Die zu erwartenden Endpositionen der Sondenspitze um das in diesem Diagramm gezeigte Implantat sollten normalerweise anzeigen, dass die Sondierungstiefe im Bereich der labialen Schulter des Implantats wesentlich geringer ist als in der approximalen Bereichen. Es ist wichtig, die Sondierungstiefen von einem festen Referenzpunkt aus zu messen und Veränderungen zu dokumentieren. Ist die Sondierungstiefe unverändert und der Weichgewebesaum ebenso, deutet dies darauf hin, dass kein Knochenabbau stattgefunden hat. Veränderungen der Sondierungstiefen müssen unter Berücksichtigung von eventuellen Entzündungsreaktionen beurteilt werden. Die Sondenspitze kann nämlich wie beschrieben bis in das Bindegewebe vordringen, wenn das entzündliche Geschehen sich dem Knochenkamm annähert. Veränderungen in der Lage des Weichgewebesaums aufgrund von Rezession, Ödemen oder Hyperplasien können ebenfalls die Interpretation von gemessenen Sondierungstiefen beeinflussen. Darüber sollte eine radiologische Untersuchung des Knochenabbaus zusätzlich zur klinischen Beurteilung immer dann durchgeführt werden, wenn aufgrund der klinischen Befunde ein möglicher Abbau befürchtet wird.

Beurteilung der periimplantären Gewebe, Lernschwerpunkte: Die periimplantäre Verlaufskontrolle setzt die Integration klinischer Befunde voraus. Die entsprechenden Befunde sind jedoch anders zu interpretieren als beim parodontalen Gewebe. Die Beurteilung der Sondierungstiefe erfordert eine sorgfältige Interpretation und den Vergleich mit anderen klinischen Befunden, anatomischen Verhältnissen und Implantateigenschaften. Röntgenuntersuchungen sind wichtig, um klinische Befunde zu bestätigen.

Modul „Diagnostische periimplantäre Verlaufskontrolle“, Zusammenfassung: Die periimplantären Weichgewebe sind von größter Bedeutung für den Schutz des Knochens vor den Einflüssen der Mundhöhle. Der bakterielle Biofilm auf Zahnersatz- und Implantatflächen hat immense Auswirkungen auf den Gewebezustand. Gründliche Mundhygiene mit nachhaltiger Störung des Biofilms sind entscheidend für den Gewebezustand. Die regelmäßige periimplantäre Verlaufskontrolle ist entscheidend für den langfristigen Erfolg der Implantattherapie. Die klinische Situation muss unter Berücksichtigung der biologischen Wechselwirkungen zwischen Wirt und mikrobiologischer Umgebung im Kontext der implantatgetragenen Versorgung beurteilt werden. Klinische wie radiologische Untersuchungen spielen eine wichtige Rolle bei der Unterscheidung zwischen Befunden mit und ohne Krankheitswert. Die Früherkennung und Eliminierung von Entzündungen und Entzündungsstoffen ist nach wie vor entscheidend für die Prävention von implantatgefährdenden Infektionen und periimplantärem Knochenabbau. Auf diese Weise bleiben die Vorteile erhalten, die die Implantattherapie dem Patienten eröffnet hat.